Definition: Was ist Barrierefreiheit im Webdesign?
Barrierefreies Webdesign bedeutet, Websites so zu entwickeln, dass sie für alle Menschen nutzbar sind – unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen. Accessibility schafft ein Internet, das niemanden ausschließt – ob per Screenreader, Tastatur oder Assistenztechnik.
Rechtlicher Rahmen in Deutschland und der EU
- WCAG 2.2 (Web Content Accessibility Guidelines): Globaler Standard, der das Fundament barrierefreier Webentwicklung bildet – basiert auf den Prinzipien Perceivable, Operable, Understandable und Robust (POUR).
- BITV 2.0 (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung): Verbindlich für alle öffentlichen Stellen in Deutschland.
- BFSG (Barrierefreiheitsstärkungsgesetz): Ab 28. Juni 2025 Pflicht für viele private Online-Shops und digitale Dienstleistungen, um EU-Standards umzusetzen.
Die 7 Säulen der Barrierefreiheit
- Alternativen für Medien:
Bilder brauchen beschreibende Alt-Texte, Videos sollten mit Untertiteln und Audiodeskriptionen ausgestattet werden. - Farbkontraste und Farben:
Texte und UI-Elemente müssen Kontraste von mindestens 4,5:1 (normaler Text) bzw. 3:1 (großer Text) erreichen. - Vergrößerbarkeit:
Inhalte müssen bei Zoom auf 200 % noch ohne horizontales Scrollen lesbar bleiben. - Strukturiertes Layout (Linearisierbarkeit):
Der Seitenaufbau muss logisch, semantisch korrekt (Überschriftenstruktur, Landmark-Rollen) und in sinnvoller Reihenfolge erfolgen. - Tastaturbedienbarkeit:
Alle interaktiven Elemente (Links, Buttons, Formulare) müssen ohne Maus erreichbar und bedienbar sein. - Fehlerbehandlung & Formularzugänglichkeit:
Fehler müssen verständlich beschrieben und optisch sowie akustisch kommuniziert werden. - Kompatibilität & Robustheit:
Nutzung moderner, valider HTML5-Standards; Unterstützung verschiedener Assistenztechnologien.
Die POUR-Prinzipien leicht erklärt
- Wahrnehmbar: Inhalte müssen auch bei eingeschränkten Sinnen (z. B. Sehen oder Hören) erfassbar sein.
- Bedienbar: Alle Funktionen müssen per Tastatur nutzbar sein; keine blockierenden Interaktionen.
- Verständlich: Navigation, Sprache und Bedienlogik müssen leicht begreifbar sein.
- Robust: Inhalte müssen mit unterschiedlichen Technologien (Screenreader, Browser, Apps) zuverlässig funktionieren.
Top 8 Maßnahmen für barrierefreies Webdesign
- Kontrast prüfen: Mit Tools wie WebAIM Contrast Checker.
- Alt-Texte optimieren: Für Bilder, Icons und Infografiken – präzise, nicht redundant.
- Tastatur-Tests durchführen: Alle interaktiven Elemente (Menüs, Slider, Formulare) per Tabulator erreichbar machen.
- Heading-Hierarchie korrekt nutzen: Keine Sprünge (z. B. von H1 direkt zu H4).
- Navigation strukturieren: Landmarks (<nav>, <main>, <footer>) und Skip-Links bereitstellen.
- Fehlerfreundliche Formulare gestalten: Labels, Feldhilfen und barrierefreie Fehlermeldungen.
- Content leicht lesbar machen: Einfache Sprache, kurze Absätze, max. 80 Zeichen pro Zeile.
- Regelmäßig testen: Mit Lighthouse, WAVE, axe DevTools – ergänzt durch manuelle Screenreader-Tests (NVDA, VoiceOver).
Farben und Kontraste sicherstellen
Ein häufiger Stolperstein in barrierefreiem Design:
- Standard-Kontrastanforderung: Text/Background ≥ 4,5:1
- Großtext/Überschriften: Mindestkontrast 3:1
- Tipp: Teste Light- und Dark-Mode Varianten separat.
Warum Barrierefreiheit mehr als nur Pflicht ist
- Mehr Reichweite: Menschen mit Behinderung machen 14-20 % der Bevölkerung aus (Statistiken variieren leicht je nach Quelle).
- Bessere Usability für alle: Klare Strukturen und verständliche Bedienung verbessern die UX allgemein.
- SEO-Vorteile: Strukturierte Inhalte, bessere Ladezeiten und mobile Optimierung wirken sich auch positiv auf Rankings aus.
- Gesetzeskonformität: Ab 2025 riskieren Unternehmen ohne barrierefreie Sites Bußgelder (BFSG-konforme Umsetzungen werden Pflicht).
FAQ
Muss jede Website in Deutschland barrierefrei sein?
Ab Juni 2025 ja, wenn sie unter die Vorgaben des BFSG fällt. Grundsätzlich verbessert Barrierefreiheit aber die UX für alle Websites erheblich – unabhängig von der Pflicht.
Reichen Plugins oder Tools zur Barrierefreiheit?
Plugins wie „WP Accessibility“ oder „AccessiBe“ können unterstützen, ersetzen aber kein fundiertes, manuelles Testing.
Wie läuft ein Accessibility-Audit ab?
Manuelle Prüfungen der Seitenstruktur, Kontraste, Alternativtexte, Formulare, Tastaturnavigation plus Auswertung mit WCAG-2.2-Checklisten und Tools wie WAVE oder axe.